Heute möchte ich mich einmal einer etwas tiefgründigeren Kolumne widmen. Mir ist es schon lange ein kleines Anliegen gewesen, das mal zu schreiben, weil wir hier mal wieder ganz schön sehen können, wie viel hinter dem Franchise "Digimon" doch eigentlich steckt. Wie viel es vermittelt und wie viel man daraus mitnehmen kann.
Wer nun den Titel liest und sich denkt "Ist doch klar, dass Masaru die Nummer Eins ist" - Ja, das mag er sein wenn die Fäuste sprechen. Aber mit der Stärke ist es wie mit der Schönheit: Sie liegt im Auge des Betrachters. Ich verspreche euch, diese Kolumne ist nicht das, was ihr gerade erwartet, gleich zu lesen ;)
Der Spannung wegen fange ich beim fünften Platz an und arbeite mich nach oben zum ersten Platz. Viel Spaß und euer Ranking gern in die Kommentare!
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Platz 5: Takato Matsuda
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Takato ist zu Beginn der Serie wie jeder andere 10 Jährige auch: Ein Tagträumer, der Digital Monsters sehr gern hat und sogar sein eigenes Digimon entwirft. Als eines Tages wirklich Digimon auftauchen, seine Heimat bedrohen und sein Guilmon lebendig wird, ändert sich seine belustigte Einstellung geschwind als er realisiert, dass das ganze kein Spiel, sondern bitterer Ernst ist. Wer nicht aufpasst, stirbt und nur der Stärkste überlebt. Takato hat Angst, dass Guilmon seine Kämpfe nicht bestehen könnte und er seinen Freund nie wieder sehen würde. Auch den wilden Digimon, die auftauchen, tritt er mit großer Furcht gegenüber. Takato ist zu Beginn der Serie jemand, ohne Mut, oder auch ein Feigling. Er traut sich nichts, wenn Jenrya und Ruki nicht dabei sind. Aber mit der Zeit sieht er ein, dass in vielen Momenten auch mal Risiko gefragt ist und wird Schritt für Schritt entscheidungsfreudiger, entwickelt sich weiter und wächst über sich hinaus.
Als Culumon entführt wird und Takato sieht, wie brachial zerstört seine Heimatstadt durch Vikaralamon wurde, fasst er den Entschluss, nicht länger nur das Nötigste zu tun, sondern aktiv zu handeln um etwas zu verändern. Er leitet die Tamer als Anführer in die Digiwelt und handelt im späteren Verlauf selbstlos, um seine Freundin Juri aus den Klauen von D-Reaper zu befreien und auch die reale Welt davor zu bewahren, ausgelöscht zu werden.
Was macht Takato zu einer starken Person?
Es gibt da ein Sprichwort, das ziemlich gut auf Takato zutrifft: "Kleiner Mann ganz groß". Es ist diese Charakterentwicklung von der Heulsuse zum Helden, der alle Rettet und am Ende sogar das Mädchen bekommt. Und das Besondere bei Takato gegenüber anderer Charaktere ist einfach, dass man Takatos Wandlung hautnah und Schritt für Schritt miterlebt. Er ist nicht mit einem Fingerschnipp plötzlich der Held der Welt. Nein, er erarbeitet sich alles mit seinen eigenen Händen und das wird dem Zuschauer, Konaka sei Dank, wirklich wunderbar näher gebracht. Und das ist es mir definitiv wert, ihm eine Platzierung in den Top 5 zu geben.
Platz 4: Mimi Tachikawa
Mimi kommt als Heulsuse, als Meckertante und als verwöhntes Einzelkind in die Digiwelt und sie interessiert es so absolut gar nicht, dass diese Welt ihre Hilfe benötigt. Sie möchte einfach schnell wieder nach Hause. Mit der Zeit merkt sie, dass ihre Hilfe unabdingbar ist und möchte sich aktiv daran beteiligen, das Gleichgewicht der Welten wiederherzustellen, in dem sie beschließt, auch in den Kampf zu ziehen. Freiwillig. Meckereien sind aus ihrem Mund nie wieder zu hören und auf einmal begegnet sie jedem neuen Digimon, das sie trifft, sehr offenherzig und unvoreingenommen. Sie gibt jedem Digimon, das sie kennenlernt, eine Chance, ganz egal, wie es aussieht, welche Macken es hat oder ob es gar einmal ihr Feind gewesen ist. Sie möchte helfen und im Grunde auch nur, dass alles gut wird. Mimi entwickelt sich von der Zicke zu einer warmherzigen jungen Heranwachsenden, die mutig ihre eigenen Wege findet und bestimmt darauf wandert.
Das macht Mimi also stark?
Aber hallo. Diese Aufrichtigkeit - die Reinheit - katapultiert Mimi definitiv in dieses Ranking, denn Mimi hat etwas, was vielen in unserer Gesellschaft fehlt: eine vorurteilsfreie Einstellung gegenüber anderen.
Platz 3: Ken Ichijouji
Ken hat als Digimon Kaiser unglaublich vielen Digimon Leid und Schmerz zugefügt. Er hat vielen Digimon des Leben beraubt und hat auch die Digiwelt großflächig zerstört. Doch das Schlimmste, was er gemacht hat, war dem Digimon, das immer und zu jederzeit hinter ihm stand, obwohl es wusste, wie falsch sein Verhalten war, Unrecht zu tun und es abzustoßen. Wormmon stirbt in Kens Armen und Schritt für Schritt realisiert er, dass er unsagbar böse Dinge getan hat. Auch erinnert er sich an das Meer der Dunkelheit und man könnte sagen, er verfällt einem Trauma. Ihn zerfressen die Schuldgefühle und er sieht symbolisch durch Wormmons Tod auch noch einmal den Tod seines Bruders vor Augen, auf den er als Kind einen großen Groll gehegt hat.
Ken weiß nicht mehr wohin mit sich und ist am Ende. Doch durch Wormmons Wiedergeburt fasst er sich ein Herz und geht erneut in die Digiwelt um all den Schaden, den er angerichtet hat, wieder gut zu machen. Er will die Digiwelt mit eigenen Händen wieder aufbauen und wird von den Einwohnern abgestoßen, beschimpft und immer wieder daran erinnert, was er getan hat. Auch unter den anderen Auserwählten erntet er lange Zeit viel Misstrauen und alles, aber bestimmt kein Verständnis. Einzig Daisuke, der ihm immer wieder klar macht, dass er seine Taten längst wieder gut gemacht hat und genauso bestimmt hinter ihm steht, wie Wormmon, glaubt an ihn.
Was macht Ken jetzt so stark?
Reue.
Obwohl Ken durch Arukenimon manipuliert wurde und es quasi gar nicht seine eigene Schuld ist, dass er als Digimon Kaiser so viel Leid verbreitet hat, bereut er alles, was er getan hat, bis zuletzt. Er verfällt nicht in Selbstmitleid, sondern will alles, was er zerstört hat, eigenhändig wieder aufbauen. Er ruht sich nicht darauf aus, dass die Leute ihm langsam aber sicher vergeben und Vertrauen schenken, sondern hält sich seine Taten immer wieder vor Augen. Man könnte sogar sagen, der Wille, Gutes zu tun, weil er vorher Schlechtes getan hat, lässt ihn stärker werden. Und diese Reue, die auch hier wieder vielen Menschen in unserer Gesellschaft fehlt, ist eine Platzierung auf jeden Fall wert.
Ikutos Eltern sind Wissenschaftler und forschen an Toren, die die Reale Welt und die Digiwelt miteinander verknüpfen. Durch einen Unfall wird das Babybettchen von Ikuto eines Tages in die Digiwelt katapultiert, und das Baby hat keine Chance, zurückzukehren. Yukidarumon kommt zufällig an der Stelle vorbei, in der Ikuto angekommen ist und hört seine Mutter seinen Namen schreien. Das Tor schließt sich und Yukidarumon macht es sich zur Aufgabe, Ikuto großzuziehen. Die Jahre verstreichen und Ikuto lernt das Kämpfen und Überleben von seiner Ziehmutter Yukudarumon und seinem Ziehbruder Falcomon. Da er es nicht anders kennt, hält er sich selbst ebenfalls für ein Digimon.
Eines Tages dringen Menschen in die Digiwelt ein, brennen alles nieder und töten viele Digimon. Unter diesen ist auch Yukidarumon und Ikuto muss als Kind mitansehen, wie seine (Zieh)Mutter von Menschen ermordet wird. Fortan hasst er alle Menschen und schwört Rache.
Einige Jahre später trifft Ikuto auf Masaru und die anderen DATS Mitglieder, die ihm plötzlich einreden, er sei kein Digimon, sondern ein Mensch und er würde böse Dinge tun. Wie aus dem Nichts wird er nun auch von Digimon unter Beschuss genommen und er steht im Konflikt mit sich selbst, weiß nicht, was nun die Wahrheit ist. Er weiß nicht, was er ist, Mensch oder Digimon? Er fühlt sich nicht gebraucht, hat keine Ahnung, in welche Welt er nun gehen soll und erneut muss er mitansehen, wie ein Freund durch Menschenhand sterben muss. Mercurymon. Doch gleichzeitig lernt er durch temporäre die Aufnahme in Masarus Familie auch, dass Menschen und Digimon gar nicht mal so unterschiedlich sind und ebenfalls gute Seiten haben. Als Kurata Belphemon dazu benutzt, die Menschenwelt zu zerstören, versteht Ikuto endlich, was er wirklich ist: Ein Mensch mit dem Herzen eines Digimon.
Was macht Ikuto nun platzierungswürdig?
Ikutos Verständnis für sowohl Mensch als auch Digimon ist sehr beachtlich. Er hat eine sehr lange Zeit mit sich gekämpft und seine Exsistenz infrage gestellt und Gott bewahre, der Junge ist 10 und fühlt sich ungewollt und fehl am Platz, egal wo er hingeht, weil ihm wirklich sowohl Menschen als auch Digimon ins Gesicht sagen, dass sie ihn nicht wollen. Er hat zehn Jahre lang geglaubt, er sei ein Digimon und plötzlich kommen ein paar Menschen dahergelaufen und erzählen ihm, er sei ebenfalls ein Mensch. Sein ganzes Leben steht Kopf, er hat innere Konflikte mit sich selbst zu regeln, und und und. Aber all seine Erlebnisse lassen ihn wachsen und er versteht im entscheidenen Moment von ganz allein, dass er sowohl Mensch als auch Digimon ist und das es nicht darauf ankommt, aus welcher Welt man kommt. Der Freundschaft und der Liebe ist es egal, ob man Klauen oder Hände hat, die man sich reicht.
Platz 1: Juri Kato
Juri verliert in jungen Jahren ihre Mutter und hat den Schmerz nie ganz überwunden. Ihr Vater hat sie allein großgezogen und war immer sehr streng und abweisend zu ihr, um die Trauer um seine verstorbene Frau nicht zu zeigen. Er heiratet erneut und Juris Stiefmutter kümmert sich auch fürsorglich um sie und ihren jüngeren Bruder, aber ganz so anfreunden mit dem Gedanken eine "neue" Mutter zu haben, kann sie sich nie.
Eines Tages trifft sie auf Leomon und nachdem die beiden zu Tamer und Digimonpartner geworden sind, scheint Juri immer glücklicher und auch selbstbewusster zu werden. Leomon wirkt in vielen Situationen wie ein Vater aber auch wie ein Beschützer und ein guter Freund. Das Digimon gibt ihr Halt.
Als es zum Kampf gegen Beelzebumon kommt, stellt sich Leomon schützend vor Kyuubimon und verhindert, dass es geladen wird. Doch das wird dem Löwen zum Verhängnis. Brutal durchbohrt Beelzebumon Leomons Körper und lädt all seine Daten restlos. Juri sieht mit eigenen Augen mit an, wie ihr bester Freund ermordet wird und sofort schwirren ihr die Parallelen zum Tod ihrer Mutter wieder vor Augen. Juri fällt in ein Trauma und verliert den Boden unter den Füßen. Niemand kann sie mehr herausziehen und das macht sich D-Reaper zu Nutzen und nimmt sie wochenlang gefangen. Immer und immer wieder sieht sie die Bilder aus dem Krankenhaus, in dem ihre Mutter starb. Beelzebumon zeigt Reue und will ihr Helfen. Es schlägt mit Leomons geladenen Daten in der Form seiner Königs Faust ein Loch in die Kugel, in der Juri gefangen gehalten wird. Sie möchte Beelzebumons Hand greifen, doch da sieht sie, wie es Leomons Daten verwendet und durchlebt den Tod ihres Freundes noch einmal. Sie kann Beelzebumons Hand nicht mehr ergreifen und wird wieder eingeschlossen.
Einige Wochen später ist der Kampf in vollem Gange und die Tamer setzen alles daran, Juri zu befreien. Juri erscheinen einige Restdaten von Leomon in ihrem D-Arc und sie beschließt, aktiv zu werden. Als D-Reaper endlich besiegt wird und nun der Frieden einkehren kann, trifft Juri noch einmal auf Impmon und vergibt ihm den Mord an ihrem besten Freund.
Was macht Juri nun zur Nummer eins?
Vergebung. Juri hat dem MÖRDER ihres besten Freundes VERGEBEN. Schonmal 'ne Gerichtsverhandlung gesehen? Ich glaube, ich muss dazu nicht mehr viel sagen.
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Stärke liegt im Auge des Betrachters. In meinen Augen definiert sich Stärke nicht durch Kraft in der Faust, sondern durch das, was in einem Herzen steckt. Mir persönlich ist es auch wichtig, mit allen Menschen, denen ich so in meinem Leben mal begegne, im Reinen auch wieder außeinander zu gehen, deshalb fällt es mir nicht schwer, mich in Juri hineinzuversetzen und ihr den ersten Platz zu widmen. Sie wird vom Fandom immer gern als kleine Heulsuse betitelt. Ich hoffe sehr, dass der ein oder andere seine Meinung nun vielleicht nochmal infrage stellt.
Was macht für euch Stärke aus und wie lautet euer Ranking? Die Kommentarfunktion wartet schon darauf, eingesetzt zu werden! ;)